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Europa League - Gruppenphase: YB - FK Dynamo Kiew(02.11.2017)

Roland Deschain (DeRo) - 11.11.2017

Im zweiten Heimspiel der Europa League traf YB auf den "alten Bekannten" FK Dynamo Kiew. In der diesjährigen Champions League Qualifikation konnten die Berner die Ukrainer ausschalten. Nun folgte die Revanche in der Gruppenphase der Europa League. Beide Teams möchten im Europacup überwintern, dafür sind Punkte nötig.

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Der Match

Langsam aber sicher benötigt YB Siege, nach der Hälfte der Gruppenspiele ist man noch unbesiegt. Doch es konnte ebenfalls kein Sieg errungen werden. Gegen den aktuellen Leader aus Kiew wollte man dies ändern bzw. den ersten Match gewinnen.
Die Berner starteten kontrolliert und hatten Dynamo gut im Griff, der Gast konzentrierte sich vor allem auf die Abwehr. YB wurde selten gefährlich. Nach einer Viertelstunde köpfelte Kasim Adams Nuhu den Ball an den Innenpfosten statt ins Tor, etwas Pech für das Heimteam. Trotz der optischen Überlegenheit kamen keine weiteren Grosschancen dazu. Somit ging es torlos in die Pause.
In der zweiten Halbzeit wurden die Ukrainer offensiver, YB kam nur selten in Tornähe. In der 70. Minuten leistete sich Jordan Lotomba einen folgenschweren Fehler, statt den Ball nach einer Flanke ins Aus zu befördern, köpfelte er zum Ex-Basler Derlis Gonzalez. Dieser passte zu Vitaliy Buyalskyy, welcher Torhüter David Von Ballmoos zum 0-1 bezwang.
Die YB-Viertelstunde brach an und die Einheimischen versuchten zu reagieren. Dynamo verteidigte gut, zu mehr als einer Vielzahl an Cornern reichte es YB nicht mehr.

Matchtelegramm: BSC Young Boys - FK Dynamo Kiew 0-1 (0-0)
Stade de Suisse; 10'077 Zuschauer - SR T. Chapron (Fra)
Tor: 70. V. Buyalskyy (D. Gonzalez) 0-1
Young Boys: D. von Ballmoos; K. Mbabu, K.A. Nuhu, S. von Bergen, J. Lotomba; C. Fassnacht (81. T. Schick), M. Aebischer, D. Sow, M. Sulejmani; J.-P. Nsamé (68. M. Ngamaleu), R. Assalé
Dynamo Kiew: G. Bushchan; J. Pivaric, D. Vida, Y. Khacheridi, T. Kedziora (46. A. Kravets); M. Moroziuk, V. Buyalskyy (87. V. Shepelev), N. Korzun, D. Harmash, D. González; Júnior Moraes
Verwarnungen: 18. N. Korzun (Foul), 30. M. Aebischer (Foul), 65. A. Kravets (Foul), 76. V. Buyalskyy (Foul), 79. D. Harmash (Foul)
Bemerkungen: Young Boys ohne S. Sanogo (gesperrt) G. Hoarau, L. Bertone und T. Seferi (alle verletzt); Dynamo Kiew ohne D. Mbokani und S. Sydorchuk (beide verletzt)

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Splitter

Dieses zweite Heimspiel der Europa League Gruppenphase wollten nur 10'077 Zuschauer verfolgen. Wir sind gespannt wie wenige das dritte Spiel gegen den KS Skënderbeu Korçë besuchen werden. Der finanzielle Erfolg der Zuschauereinnahmen wird in dieser Kampagne sehr bescheiden sein, falls es sich überhaupt rentiert.
Wir hatten etwas Angst, dass der Abend ziemlich kalt werden könnte und waren entsprechend warm angezogen. Überraschenderweise waren die Temperaturen für einen Novemberabend recht angenehm, einzig das alkoholhaltige Bier fehlte. Dies holten wir nach dem Spiel im Eleven nach, wegen der Niederlage war die Stimmung nicht gerade berauschend. Deshalb ging es nach einem Hopfentee auf den Heimweg.

Geschichte FK Dynamo Kiew

Dynamo Kiew wurde 1927 gegründet und gehörte der sowjetischen Dynamo (auch Dinamo) Sportgesellschaft an. Zusammen mit der militärischen Sportgesellschaft (ZSKA) bildete sie die Basis des sowjetischen Leistungssportes.
Die Kiewer waren Gründungsmitglied der Gesamtsowjetischen Liga 1936, nur die beiden Dynamo Klubs aus Moskau und Kiew waren durchgehend Mitglied der höchsten Liga in der Sowjetunion.
Das Dynamo- bzw. Walerij-Lobanowskyj-Stadion wie es seit 2002 heisst, war von 1934 bis 2011 das Heimstadion und bietet Platz für 16'873 Zuschauer. Heute wird es für die zweite Mannschaft genutzt.
Seit 2011 spielt das Team nur noch im grösseren NSK Olimpijskyj (Olympiastadion), davor wurden nur die zuschauerträchtigen Spiele hier durchgeführt. Der Name wechselte häufig, unter anderem wurde es Zentralstadion (1962-1979) und Nationalstadion (1980-1996) genannt, 1996 erhielt es den heutigen Namen.

Während des zweiten Weltkrieges kam es zum sogenannten Todesspiel in Kiew. Eine ukrainische Auswahl FC Start (mit 8 Dynamo Spielern) schlug eine Elf der deutschen Wehrmacht mit 5-3. Eine Woche später wurden 8 ukrainische Spieler von der Gestapo verhaftet. Vier der Spieler sind im Gefängnis bzw. später in einem KZ gestorben. Die Vorfälle konnten nie restlos geklärt werden, die Todesfälle waren sehr wahrscheinlich nicht im Zusammenhang mit dem Spiel. Jedenfalls nimmt dieses Spiel einen wichtigen Platz in der Klubhistorie ein, vor dem Stadion stehen drei Skulpturen zur Erinnerung daran.

In der ersten Saison erreichte Dynamo den zweiten Platz in der Frühlingsmeisterschaft. In den Anfängen des sowjetischen Fussballs dominierten die Moskauer Mannschaften. Der Verein platzierte sich meistens im Mittelfeld, nach dem zweiten Vizemeistertitel 1952, gewann Dynamo 1954 den Cup.
In den 1960er Jahren erlebt der Klub die erste richtige Blüte. Nach dem dritten 2. Platz 1960, gewann Dynamo in der folgenden Saison die erste Meisterschaft. Die Kiewer waren damit die erste Meistermannschaft, welche nicht aus Moskau kam.
1964 holte man sich den zweiten Cupsieg, 1966 folgte sogar das Double, die nächsten beiden Saisons verteidigte man die Meisterschaft erfolgreich. Drei Jahre später, 1971, errang das Team die fünfte Meisterschaft.

Die grösste Zeit folgte ab 1974, Walerij Lobanowskyj übernahm den Trainerposten. Er blieb 17 Jahre und Dynamo dominierte mit seinem neuartigen Spielsystem (zwei Viererketten ohne Libero) die sowjetische Meisterschaft und inspirierte diverse Trainer (u.a. Arrigo Sacchi, Ralf Rangnick) bis heute.
In dieser Zeit gewannen sie 8 Meistertitel, 6 Cupsiege und 2 Cup der Cupsieger-Titel (1975, 1986). Von 1969 bis 1986 spielte Oleg Blochin mit, er ist Rekordspieler und -torschütze (432 Spiele / 211 Tore) des Klubs.
Mit 13 Meisterschaften ist der Verein Rekordmeister der Sowjetunion, in der ewigen Tabelle steht man auf dem zweiten Platz hinter Spartak Moskau.

Seit 1992 spielt Dynamo Kiew in der ukrainischen Meisterschaft mit, in der ersten Saison unterlag man im Meisterplayofffinal Tavira Simferopol und wurde nur Vizemeister. Danach dominierte Dynamo die Liga nach Belieben, 9 Titel aufeinander folgten, erst 2002 musste man Schachtar Donezk den Vortritt lassen. Ab 1997 bis zu seinem Tod am 13. Mai 2002 trainierte wieder Walerij Lobanowskyj das Team.
In der Saison 1998 erreichten die Ukrainer das Viertelfinale der Champions League, im Jahr darauf sogar das Halbfinale. Die beiden jungen Stürmer Serhij Rebrow und Andrij Schewtschenko sorgten für Furore. Vor seinem Wechsel zur AC Milan, wurde Andrij Schewtschenko 1999 Torschützenkönig der Champions League. In der darauffolgenden Spielzeit tat es ihm Serhij Rebrow gleich.

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Die beiden Klubs Schachtar und Dynamo dominieren nun die heimische Liga, wobei Schachtar seit dem ersten Titel 2002 etwas erfolgreicher war. Aber Dynamo Kiew ist mit 15 Titeln ukrainischer Rekordmeister, gegenüber 10 Titel der Donezker.
In der aktuellen Saison führt Titelverteidiger Schachtar die Tabelle vor Dynamo an. Europäisch können die Kiewer immer wieder ein Ausrufezeichen setzen. Aber ganz vorne kann man nicht mehr mitspielen, der Abstand ist zu gross zu den europäischen Krösusen.
Nach der verpassten Champions League Qualifikation verliess der grosse Star Andrij Jarmolenko den Klub in Richtung BV Borussia Dortmund, weitere Abgänge in höher dotierte Ligen werden in den nächsten Jahren folgen.

Meisterschaften
- Sowjetunion (13) 1961, 1966, 1967, 1968, 1971, 1974, 1975, 1977, 1980, 1981, 1985, 1986, 1990
- Ukraine (15) 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2003, 2004, 2007, 2009, 2015, 2016
Cupsiege
- Sowjetunion (9) 1954, 1964, 1966, 1974, 1978, 1982, 1985, 1987, 1990
- Ukraine (11) 1993, 1996, 1998, 1999, 2000, 2003, 2005, 2006, 2007, 2014, 2015
International
- Cup der Cupsieger (2) 1975, 1986
- UEFA Super-Cup (1) 1975